Indische Zugfahrten sind eine ganz besondere Erfahrung. Für mich ein wichtiger Teil, um das authentische Indien zu erleben. Warum? Das Land ist riesig, teilweise sind die Familien im Land verteilt und Zugfahren ist immer noch die günstigste Möglichkeit von A nach B zu kommen. So nutzen viele Inder diese Form der Mobilität - teilweise gehen die Fahrten über mehrere Tage. Die indische Bahn ist ein Kernstück des Landes, ohne sie geht gar nix. Das zeigt sich auch in den Zahlen: es ist der weltweit größte Arbeitgeber, es sind ca. 1,2 Millionen Menschen beschäftigt. In diesem Beitrag möchte ich ein paar Besonderheiten mit euch teilen und einen Einblick geben in dieses für mich immer wieder faszinierende Erlebnis!
Es gibt nicht zu viel Gepäck
Das erste was einem auffällt: Inder reisen mit viel Gepäck. Und ich meine wirklich VIEL. Einmal bin ich in einem Abteil gesessen, wo der komplette Boden mit Koffern und Kisten bedeckt war. Wie gesagt fahren die Familien nicht unbedingt in den Urlaub, sondern eher um sich gegenseitig zu besuchen. Da wird natürlich viel mitgebracht. Ein wichtiger Teil davon ist auch Essen. Viele reisende Familien bringen ihr Essen für die lange Zugfahrt selbst mit, in Boxen, Thermosflaschen und Containern. Entsprechend dazu aber auch Teller und Becher - all das will ja auch irgendwie verstaut werden… Es kann also teilweise etwas eng werden, ist aber andererseits sehr interessant zu beobachten. Und wenn man Glück hat, darf man sogar was probieren. ;)
Gemütlich in den Schlaf schaukeln
Da die Züge oft so lange fahren, gibt es bei den meisten Strecken Betten. Das funktioniert ähnlich wie bei den europäischen Nachtzügen und ich bin immer wieder erstaunt über die grandiose Organisation. Wenn man sich überlegt, dass in Indien täglich 23 Millionen Menschen in 12.800 Zügen fahren, dann ist es unglaublich zu sehen, wie organisiert das abläuft. Sobald es abends ist, werden frische Decken, Kissen und Bettlaken verteilt, sodass man gemütlich schlafen kann. Es gibt mehrere Klassen in indischen Zügen - mit Klimaanlage oder ohne Klimaanlage und dann mit unterschiedlicher Belegungskapazität. Ich fahre meistens in „3 AC“, das bedeutet es gibt eine Klimaanlage und in jedem Abteil 6 Betten - 3 auf jeder Seite. Das mittlere dient tagsüber als Rückenlehne für die Sitzbank (=das untere Bett) und wird dann abends hochgeklappt. Um 23 Uhr ist „Bettruhe“, dann werden sogar die quasselnden Familien langsam ruhiger und man kann sich auf seiner Liege gemütlich in den Schlaf schaukeln lassen…
Chai zum Aufwachen
Morgens geht es dann wieder los. Im Zug gibt es Händler, die alles mögliche verkaufen. Natürlich den obligatorischen Chai, der morgens nicht fehlen darf. Aber auch alle möglichen Gerichte. Hört gerne in meinen Podcast dazu, wenn ihr auch ein paar Originalgeräusche hören wollt. Natürlich gibt es auch Toiletten, die wirklich ok sind. Es sind indische Toiletten, was es schon mal angenehm macht. Ich habe gesehen, wie der Boden regelmäßig gewischt wird, es gibt Seife und vor den Toiletten draußen ein Waschbecken, wo man abends und morgens zumindest Zähneputzen und sein Gesicht waschen kann.
Von der Unmöglichkeit Tickets zu bekommen
Als ich 2006 zum ersten Mal in Indien war, hab ich einfach am Schalter ein Ticket gekauft für den nächsten Tag. Als ich 2017 mit Marcus wieder da war, ging das schon nicht mehr. Alles ausgebucht. Mittlerweile hat mich Som aufgeklärt: es gibt jetzt ein Online-Buchungssystem, das aber pro Minute von ca. 1,2 Millionen (!) Menschen besucht wird. Das führt dazu, dass das System oft überlastet ist. Außerdem sind die Züge mit einer durchschnittlichen Kapazität von ca. 1750 Plätzen eigentlich immer ausgebucht, sodass man mehrere Wochen oder sogar Monate vorher planen und buchen muss. Selbst dann ist es nicht immer einfach, Tickets zu bekommen. Im schlimmsten Fall kann man einen Tag vor Abreise noch versuchen über ein Last Minute Portal Tickets zu bekommen, das ist dann einfach ein Glücksspiel.
Insgesamt ist es einfach eine unglaublich faszinierende Erfahrung, die ich euch allen nur wärmstens empfehlen kann. Kommt dafür gerne mit auf eine unserer „Yoga&Explore“ Reisen, da bekommt ihr alles bequem organisiert und könnt euch vollständig auf das Erlebnis einlassen. :)
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